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Kontaktaufnahme vor der Bewerbung: Nur mit gutem Grund

Es gibt keine „dummen Fragen“? Von wegen! Auf dem Weg zum Traumjob können die falschen Fragen, ebenso wie Fragen an der falschen Stelle, zum Stolperstein werden. Denn: Mit einer BE-WERBUNG werben Sie für sich selbst. Und diese Werbung fängt nicht erst bei der Bewerbungsmappe an. Vielmehr schließt Werbung in eigener Sache das gesamte WIE Ihrer Selbstpräsentation gegenüber dem Unternehmen, bei dem Sie eine Stelle anstreben, mit ein. Von der telefonischen Kontaktaufnahme über die schriftliche Stellenbewerbung bis hin zum Händedruck im Vorstellungsgespräch: Jeder Schritt zum Wunsch-Job bietet die Chance, zu punkten und sich gegenüber Mitbewerbern abzusetzen, aber auch „Fettnäpfchen“, um sich selbst ins Abseits zu katapultieren. Mittlerweile ein „No-Go-Klassiker“: Eine misslungene Kontaktaufnahme zu einem Personalentscheider.

Klug zu reden ist oft schwer, klug zu Schweigen meist noch mehr.Friedrich Martin von Bodenstedt

In den meisten Bewerbungsratgebern wird empfohlen, vor dem Anfertigen eines Anschreibens Kontakt zum Unternehmen aufzunehmen. Doch ist das immer eine gute Idee? Ganz klar: Nein. Mit von Bodenstedt gesprochen, ist es schon schwierig, „klug zu reden“ – im hiesigen Kontext: die richtigen Fragen zu stellen, auf Gegenfragen seitens des Unternehmens kluge Antworten zu geben. Nicht minder wichtig ist es jedoch, einzuschätzen, wann es besser ist, den Schritt zur Vorab-Kontaktaufnahme im Bewerbungsprozess zu überspringen. Als Faustregel für die Kontaktaufnahme vor der Bewerbung gilt: WANN: Nur, wenn es Sinn macht. WENN, dann nur hervorragend vorbereitet. Im besten Fall haben Sie eine wirklich gute Frage als Aufhänger für ein kurzes Gespräch und schinden an dieser Stelle bereits Eindruck – am Telefon oder persönlich. Vielleicht ergibt sich bereits ein Vorstellungsgespräch aus diesem ersten Gespräch. Im schlechtesten Fall kontaktieren sie unüberlegt und unvorbereitet einen Personalentscheider, den Sie mit ihrer Naivität – oder besser gesagt: Unprofessionalität – verärgern. Unnötig zu erwähnen, dass Sie sich ein anschließendes Bewerbungsschreiben sparen können. Sie sollten also immer einen guten Grund haben, Kontakt zum Arbeitgeber aufzunehmen.

Wann sollte man eine Kontaktaufnahme vor der Bewerbung vermeiden?

■ … wenn die Kontaktaufnahme Selbstzweck ist
„Ich wollte mich nur mal melden, weil ich Ihre Stellenanzeige gelesen habe.“
Haben Sie keinen Grund, etwas Relevantes für Ihre Stellenbewerbung mit dem Arbeitgeber abzuklären, lassen sie es bleiben. „Nur Eindruck schinden“ funktioniert nicht. Dieser Effekt ist ein Nebenprodukt eines guten Gesprächs, kann aber nicht der Aufhänger dafür sein.

■ … wenn die gewünschte Information aus der Stellenausschreibung hervorgeht
„Wann endet denn die Bewerbungsfrist?“
Peinlich und absolut vermeidbar: Sie stellen Fragen, die bereits im Anzeigentext des Arbeitgebers für die ausgeschriebene Stelle beantwortet werden. Was schließt der Arbeitgeber hieraus? Wahrscheinlich sind Sie schludrig oder begriffsstutzig. Also: Lesen Sie die Stellenausschreibung mehrmals und sehr aufmerksam durch. Am besten markieren Sie wichtige Eckpunkte wie Arbeitsbeginn, Voraussetzungen, Besonderheiten, Bewerbungsfrist und Ansprechpartner für die Bewerbung.

■ … wenn Ihre Fragen mit ein bisschen Eigenaufwand selbst zu beantworten sind
„Ist Ihr Unternehmen auch im Ausland tätig?“
Es gehört selbstverständlich dazu, dass Sie eigenständig und umfassend über das Unternehmen und den Job, um den es Ihnen geht, Recherchen anstellen. Schauen Sie sich immer die Website des Arbeitgebers an. Finden Sie heraus, ob hier bereits Ihre Vorab-Fragen beantwortet werden.

■ … wenn sich die von Ihnen gewünschte Information aus dem Jobbild ergibt
„Werde ich im Kundendienst mit schwierigen Menschen zu tun haben?“
Mal ehrlich: Dass Sie als Friseur voraussichtlich auch Haare schneiden und im Kundendienst mit schwierigen Personen auskommen müssen, ergibt sich aus dem Berufsbild und der Natur der Sache. Nur Sonderaufgaben oder der Wegfall typischer Aufgaben werden von Unternehmen genannt und sind der Rede wert. Genauere Details werden ohnehin im persönlichen Gespräch geklärt.

Achtung: Vermeiden Sie an dieser Stelle auch unbedingt die Frage nach Gehalt, Urlaub oder eigenem Dienstwagen! Wer mit einer Tür von Ansprüchen ins Haus fällt, wird gar nicht erst eingeladen.

■ … wenn es Hinweise gibt, dass die Kontaktaufnahme vor der Bewerbung eher unerwünscht ist
Manche Arbeitgeber weisen sehr direkt darauf hin, dass Bewerber auf eine Kontaktaufnahme vor der Stellenbewerbung verzichten sollen. Dies ist dann schlicht auch einzuhalten. Ein weiterer Anhaltspunkt sind fehlende Ansprechpartner und der Verweis, sich über ein firmeneigenes Portal zu bewerben. Wenn die Kontaktaufnahme erschwert wird, hat dies meist auch einen Grund.

Wann ist eine Kontaktaufnahme vor der Bewerbung ratsam?

Immer dann, wenn Sie die Information brauchen, um ein gut aufgestellter Bewerber zu ein.
Z. B.
■ … wenn das Stellenprofil unklar formuliert ist

■ … wenn wichtige Daten wie gewünschter Arbeitsbeginn fehlen

■ … wenn ein Assessmentverfahren in der Stellenausschreibung erwähnt wird oder wahrscheinlich ist und Sie wissen möchten, in welchem Umfang es stattfindet und wie Sie sich ggf. am besten darauf vorbereiten können

■ … wenn nicht klar ist, ob Ihre Qualifikationen als passend eingestuft werden können oder Sie eine geforderte Qualifikation auch noch nachträglich erwerben können, wenn sonst alles passt

■ Vor Initiativbewerbungen, um den Bedarf zu ermitteln

Bereiten Sie sich auf die Kontaktaufnahme vor, als ginge es bereits um ein Vorstellungsgespräch. Und denken Sie daran: Der erste Eindruck zählt, der letzte bleibt!

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